Creed 3 - Rocky's Legacy in der Filmkritik: Auch ohne Stallone ein Knockout? (2024)

Die Herausforderung, eine eigene Geschichte zu schreiben und gleichzeitig das Vermächtnis anzunehmen, das einem von den Vorfahren hinterlassen wurde, war bisher immer ein zentraler Konflikt der "Creed"-Reihe. Schon im ersten Teil stand der von Michael B. Jordan verkörperte Adonis Johnson vor der Problematik, als Boxer immer mit seinem Vater Apollo Creed, dem vielleicht besten Boxer aller Zeiten, verglichen zu werden. Im Lauf des Films adaptiert Adonis trotz Identitätskrise dessen Nachnamen und trainiert mit seinem besten Freund Rocky Balboa (Sylvester Stallone) sowie dem Sohn seines damaligen Trainers Tony "Duke" Evers. In Teil 2 kommt es dann zur Auseinandersetzung mit Viktor Drago (Florian Munteanu), dem Sohn des Mannes, der Apollo in den 80ern im Ring erschlagen hat.

In Teil drei ist es nun erstmals nicht Apollos Vergangenheit, die Adonis heimsucht, sondern seine eigene. Sylvester Stallone, der das Franchise aufgrund eines Zwists mit Produzent Irwin Winkler verlassen hat, kehrt nicht in seine Rolle als Rocky zurück. Stattdessen dreht sich alles um das Erbe von Adonis, der nach zahlreichen Titelgewinnen beschlossen hat, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen.

Post Stallone: Darum geht's in "Creed 3"

Creed arbeitet zusammen mit Little Duke (Wood Harris, "The Wire") als Manager und Trainer für aufstrebende Box-Talente wie den jungen Champion Felix Chavez (Teófimo López). Privat ist er noch immer mit der Musikerin Bianca Taylor (Tessa Thompson) zusammen, mit der er eine kleine Tochter hat. Bianca hat ihre Karriere ebenfalls gewechselt und ist mittlerweile Produzentin und Songwriterin für andere Künstler. Obwohl die beiden noch in ihre neuen, passiveren Rollen hineinwachsen müssen, sind sie in ihren Bestrebungen bisher erfolgreich. Dann taucht jedoch aus heiterem Himmel ein alter Kumpel von Adonis beim Boxgym auf: Damian Anderson (Jonathan Majors, "Ant-Man 3", "The Last Black Man in San Francisco") saß die letzten 18 Jahre im Gefängnis und möchte nun seine einst vielversprechende Boxkarriere wiederbeleben. Adonis willigt ein, ihn in sein Studio aufzunehmen. Die gemeinsame Vergangenheit und Damians Ambitionen führen jedoch bald zu neuen Problemen - und einer Konfrontation zwischen den beiden Männern...Quelle: Warner Bros.Creed 3 - Rocky's Legacy in der Filmkritik: Auch ohne Stallone ein Knockout? (5)

Als Fan der "Rocky"-Reihe müsste ich lügen, würde ich behaupten, das Fehlen von Sylvester Stallone würde mir nicht ein klein wenig das Herz brechen. Zwar heißt die Reihe "Creed", ihr Star Michael B. Jordan und Rocky hatte in Teil 2 einen nahezu perfekten Abschluss, "Creed 3" wirkt ohne Auftritt oder Erwähnung der Figur aber schon ein bisschen wie ein Spin-off und somit weniger verwurzelt in der Welt der Reihe als seine Vorgänger.

Zumindest spirituell reiht sich der neue Ableger aber nahtlos in die bisherige Chronologie ein. Der Fokus des Franchise liegt schon immer mehr auf persönlichem Drama und menschlichen Beziehungen statt auf sportlichen Erfolgen. So auch hier.

Ein Schauspiel-Schwergewicht steigt in den Ring

Jonathan Majors' Damian und seine Verbindung zu Adonis ist mit Abstand der interessanteste Teil des Films und das nicht zuletzt aufgrund der charismatischen Hauptdarsteller. Vor allem Majors hat eine Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen kann. Der 33-Jährige ist nicht nur mit einem beeindruckenden Körperbau ausgestattet, sondern auch mit einem Gesicht, das für Close-Ups geschaffen zu sein scheint. Allein mit Mimik, seinem eindringlichen Blick und dem ruhigen Tonfall seiner Stimme erschafft Majors schon in seinem ersten Gespräch mit Adonis einen magnetischen Charakter, der gleichzeitig sympathisch, reuig und gefährlich erscheint.Quelle: Warner Bros.Creed 3 - Rocky's Legacy in der Filmkritik: Auch ohne Stallone ein Knockout? (2)

Leider wird seine Figur in der zweiten Hälfte des Films ein wenig von der Geschichte im Stich gelassen. Statt die verschiedenen Facetten von Damien auszuarbeiten und Elemente wie seine Jugendfreundschaft mit Adonis oder seine Erfahrungen im Bau näher zu beleuchten, wird die Figur zunehmend ihrer Dimensionen beraubt. Eine Entwicklung in der Mitte der Handlung lässt ihn stellenweise wirken wie einen Comicbuch-Gegenspieler. Die geerdeten Performances bewahren den Film aber davor, komplett in Kitsch abzudriften.

Klar hatte die Reihe schon immer auch Momente und Showdowns, die in einem Cartoon nicht fehl am Platz wären, vor allem der direkte Vorgänger "Creed 2" schaffte es aber nahezu perfekt, Filmwelt und Charaktere trotzdem glaubwürdig wirken zu lassen.

Mehr Bums bitte

In "Creed 3" wirkt die Welt vergleichsweise klein und passiv. Der komplette Boxzirkus dreht sich einzig und allein um Adonis und seinen Kreis von Bekannten. Damians Aufstieg vom Ex-Knacki zum Boxwunder wird nicht inszeniert wie großer Erdrutsch, der den ganzen Sport erschüttert, sondern einfach wie etwas, das passieren muss, um zum obligatorischen Endkampf zu kommen. Und auch die Kämpfe selbst lassen etwas den Main-Event-Charakter vermissen, den die Reihe sonst so gut einfängt. Zwar sind die Austragungsorte mit berühmten L.A.-Locations wie dem Dodger Stadium hervorragend gewählt und eingefangen, das Sound Mixing ist mir, zumindest direkt vor den Kämpfen, aber zu zaghaft.

Wenn beim Einmarsch der Kontrahenten coole Hip-Hop-Tracks aus den Boxen kommen und die Kämpfer zum Ring marschieren, wünsche ich mir, dass sich die Eruption in der Menge, der drückende Bass und die begeisterten Stimmen der Kommentatoren zu einem ohrenbetäubenden Soundco*cktail verbinden, der mir im Kino Gänsehaut verursacht. Dafür klingen die Hintergrundgeräusche in "Creed 3" aber nicht laut oder außergewöhnlich genug. Quelle: Warner Bros.Creed 3 - Rocky's Legacy in der Filmkritik: Auch ohne Stallone ein Knockout? (6)

Der Schlagabtausch zwischen den diversen Boxern ist hingegen weiterhin auf hohem Niveau inszeniert. Jordan setzt hier vor allem auf Slow-Motion-Sequenzen, um die Wucht der Schläge für das Publikum spürbar zu machen. Auf den hohen Gewaltgrad mancher Vorgängerfilme verzichtet er jedoch. Szenen, in denen den Männern in der Ringecke die komplett blau geboxte Schnauze gekühlt oder zugeschwollene Augenlider blutig aufgeschnitten werden, finden sich hier nicht.

Zumindest im Endkampf hält Jordan auch noch ein paar eigensinnige visuelle Kniffe parat, die in einem anderen Film wahrscheinlich übertrieben oder kitschig wirken würden, aber unbestreitbar zum aufrichtigen Pathos der Reihe passen.

Klassisch, aber kein Klassiker

Trotz dem ganzen Gemecker finde ich "Creed 3" keineswegs schlecht, nur etwas zerfahren. Kleinere Anpassungen am Skript oder ein wenig mehr Feinschliff beim Schnitt hätten der Geschichte auf jeden Fall gutgetan.

So weist zum Beispiel ein Mini-Subplot, in dem Adonis' und Biancas Tochter in der Schule in Schwierigkeiten gerät, Parallelen zu Adonis' eigenem Umgang mit Mobbing in seiner Jugend auf, das Thema wird allerdings im Verlauf des Films dann einfach fallengelassen. Die Szenen erweitern zwar den Film und fügen den Figuren neue Aspekte hinzu, erhalten aber keine wirkliche Auflösung innerhalb der Geschichte.Quelle: Warner Bros.Creed 3 - Rocky's Legacy in der Filmkritik: Auch ohne Stallone ein Knockout? (8)

Mit unter zwei Stunden Laufzeit läuft "Creed 3" dafür flotter über die Leinwand als seine direkten Vorgänger. Ich frage mich aber schon, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Charakteren etwas mehr Raum zu geben, um so am Ende mit einem anstrengenderen, aber auch emotional befriedigenderen Film dazustehen.

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Dass das Gesamtwerk trotzdem fesselt, liegt am bestens aufgelegten Ensemble und der simplen, aber zeitlosen Story zwischen dem hungrigen Emporkömmling und dem zweifelnden Champion. Wer der "Rocky"- und/oder "Creed"-Reihe bisher etwas abgewinnen konnte, wird auch in "Creed 3" genügend Momente zum Liebhaben finden, um zu den besten Filmen der Reihe zu gehören, reicht es aber leider nicht. "Creed 3 - Rocky's Legacy" erscheint am 2. März 2023 in den deutschen Kinos. Der Film ist wie alle anderen Titel der "Rocky"- und "Creed"-Reihe ab 12 Jahren freigegeben.

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